Konitchi wa aus Japan

Nach Japan zu gehen, ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Ganz speziell dieses Mal, da ich mein Göttikind Claire und ihre Verwandten in Nagasaki treffen konnte. Zusammen mit ihren Grosseltern, Eltern und Bruder durfte ich eine fantastische Woche in Kyushu verbringen.

 

Am Freitag Abend fuhren wir ca. 2 Stunden mit dem Bus von Nagasaki nach Fukuoka. Dort trafen wir Kimikos Bruder und dessen Ehefrau. Es fand das Gion Yamakasa Fest statt. Während dem 2-wöchigen Fest findet das Oiyama-Rennen statt. Dieses beginnt offiziell am Samstag um 04:00 h in der Früh. Zuvor treffen sich die 7 teilnehmenden Vereine in der Stadt. Die Vereine haben vorher in langer Arbeit je einen Wagen mit Aufbauten gezimmert. Dieses Gefährt wiegt ca. 1 Tonne. Nun werden diese Wagen nicht mit einem Traktor durch die Strassen gezogen, sondern auf den Schultern von jeweils 26 tapferen Männern getragen. Ziel ist es, auf einer Strecke von 5 Kilometer den Wagen so schnell wie möglich zu transportieren. Nein, es wird dabei nicht gelaufen, sondern es wird gerannt. Ein Mann kann ca. 30 Sekunden das Gewicht mittragen. Danach wird er während dem Rennen aus- und später wieder eingewechselt. Das Abstellen des Wagens muss dabei unbedingt verhindert werden, da ansonsten viele wertvolle Zeit verloren geht. Die Sieger des Rennens benötigten gerade mal 29 Minuten für die Strecke. Die Männer sahen danach ziemlich geschafft aus, wen wunderts. In der Zwischenzeit ist es hell geworden. Wir durften uns anschliessen bei Kimikos Bruder ausruhen, bevor es wieder nach Nagasaki ging.

Anschliessend fuhren wir für 3 Tage auf die Insel Shimo-jima. Ziel war das Onsen Hotel in Amakusa. Onsen sind die traditionellen heissen Japanischen Bäder. Das Hotel war fantastisch, die heissen Bäder wie auch das Essen. Bevor man in ein Bad steigt muss man sich gründlich reinigen. Die Bäder dienen der Erholung und nicht zur Reinigung. Die Aussenbäder liegen Richtung Meer. Der Ausblick darauf hinaus war wunderschön. Insgesamt war ich in den 3 Tagen 5x in den Bädern. Die beiden Nachtessen lassen sich mit Worten kaum beschreiben. So hammermässig, genial habe ich noch selten gespiesen. Schaut Euch die Fotos dazu an.

Zum Abschluss meiner Reise fuhr ich dann noch alleine weiter nach Kagoshima. Hier erwartete mich der Ausläufer eines Typhons. Im Verlaufe des Nachmittags verdunkelte sich der Himmel. Die ohrenbetäubenden Donner folgten umgehend auf die Blitze. Der sintflutartig Regen prasselte gnadenlos runter. Ich sass in einem Starbucks Coffee im Freien. Dank dem riesen Vordach konnte ich das Schauspiel trotzdem trocken geniessen. Tags darauf fuhr ich auf die Insel Yakushima. Die Insel gilt als der feuchteste Ort in ganz Japan. In der Kombination von Sonne, Wind, Meer und Berge regnet es hier tagtäglich mindestens einmal. Trotzdem ist es ein wunderschönes Wanderparadies. Es gibt viele alten Zeder-Bäume, die bis zu 2‘500 Jahre alt sind. So verbrachte ich drei Tage im Regenwald oder in einem der vielen Onsen um mich von den Strapazen zu erholen.

Arztbericht

 

Der Arztbericht durfte mal wieder nicht fehlen. In Japan sitzt man ja bekanntlich am Boden und nicht unbedingt auf Stühlen. Der Schneidersitz ist für uns westliche Personen am Anfang gewöhnungsbedürftig. Am zweiten Tag hatte ich beim Aufstehen Schmerzen im rechten Knie. Ich getraute nicht darauf zu stehen. Als ich das Knie sachte durchstreckte, sprang der Unterschenkelknochen wieder an seinen angestammten Ort zurück. Mittels feinem knacken wusste ich dann, dass wieder alles dort ist, wo es auch hingehört.

Nachtrag

 

Geologisch gesehen liegt Japan sehr speziell. Erdbeben, Tsunami und Vulkanausbrüche gehören hier zum täglichen Alltagsleben. In den Schulen gibt es regelmässig Uebungen wie man sich bei einem Erdbeben verhalten muss. Ein Erdbeben in Japan selbst miterlebt habe ich erstmals 1996. Ich lebte bei einer Gastfamilie nördlich von Tokyo in einem Einfamilienhaus. Abends sassen wir beim gemeinsamen TV schauen zusammen. Auf einmal vernahmen wir komische Geräusche. Es kam mir vor, als ob jemand an der Fassade kratzen würde! An den Gesichtern meiner Gastgeber und am plötzlichen Geklirre von Gläsern merke ich schnell, dass etwas nicht stimmte. Es war ein Erdbeben der mittleren Stärke, wie sie immer wieder in Japan passieren. Kaum 5 Minuten nach dem Erdbeben wurde bereits das ordentliche Fernseh-Programm unterbrochen und eine Sonderberichterstattung eingeschaltet. Wir sahen dann Bilder vom nahen Tokyo und vernahmen, dass zum Glück kaum Schäden verursacht wurden, da das Beben zu schwach war. Mir war es allerdings stark genug!

 

Vor- und seither erlebte ich immer wieder wie die Naturgewalten Japan in Angst und Schrecken stürzen können:

 

1995 – Kobe

 

Am 11. Januar 1995 besteige ich das Schiff von Shimonoseki (Japan) nach Busan (Südkorea). Am 16. Januar fliege ich von Seoul (Südkorea) nach Ho Chi Min City/Saigon (Vietnam). Tags darauf schaue ich am Fernsehen im Hotel CNN. Ich bekomme live das schreckliche Erdbeben von Kobe zu sehen. Zum Glück geschah es zu früher Morgenstunde, so kamen "nur" ca. 6'500 Personen ums Leben.

 

2010 – Naha

 

Ich bin im südlichen Japan. Am 26. Februar treffe ich von Kambodscha in der Hauptstadt Naha ein. In einem einfachen Gasthaus unterhalte ich mich bis weit in die Nacht hinein mit anderen Gästen, es muss bis 02 Uhr in der Früh gewesen sein. Als ich am Nachmittag aufwache habe ich ein SMS von Urs auf meinem Handy. Achtung: In Naha war ein Erdbeben, es wird ein Tsunami erwartet! Tatsächlich, morgens um 04 Uhr ereignete sich das stärkste Erdbeben in Naha seit über 100 Jahren. Ich habe es verschlafen und nichts gemerkt. Der Tsunami war dann zum Glück nur 10 cm hoch. Ich war mehr als froh. Schäden gab es vereinzelt, wie zum Beispiel Rohrleitungsbrüche.

 

2011 – Fukushima

 

Ich wollte mein Jubiläumsjahr, 25 Jahre Reisen, mit dem Besuch der Kirschenblüten in Japan eröffnen. Nur ca. 6 Wochen vor meinem Abflug nach Japan geschah das katastrophale Erdbeben vor Fukushima. Die Fakten sich bekannt. Der anschliessende Tsunami brachte das dort beheimatete AKW in die Knie. An eine Reise via Tokyo war kaum zu denken, obwohl in der Riesenmetropole alles wie normal weiterlief. Ich sagte trotzdem meine Reise ab.

 

2012 – Provinz Kyushu

 

Nagasaki

 

Im Juli ist Regenzeit in Japan. Eigentlich nichts aussergewöhnliches. Vor allem nicht im Süden von Japan. Nur scheint es dieses Jahr die Provinz Kyushu härter zu treffen als auch schon. Bei meiner Ankunft in Japan sehe ich am TV wie hart der Regen in diesem Jahr zugeschlagen hat. Zwar wurde Nagsaki von Ueberschwemmungen und Schlammlawinen verschont. Doch nicht allzu weit östlich, Kumamoto und Oita, schlug das Unwetter gnadenlos zu. Diverse Tote und viele zerstörte Häuser waren zu beklagen. In Japan hat es an vielen zentralen Orten Lautsprecher, wie wir in der Schweiz die Sirenen haben. Am ersten Abend wurden die Lautsprecher getestet. Es wurde mitgeteilt, dass man sich in Aobadai/Nagasaki keine Bedenken mache müssen. Sollte eine Evakuation jedoch nötig sein, werde man auf diesem Wege dazu aufgefordert werden. Es kam zum Glück nicht so weit.

 

Sakurajima

 

Die Halbinsel Sakurajima liegt gleich vor der südlichsten Grossstadt Japans, Kagoshima. 1995 besuchte ich bereits diese Gegend. Schliesslich gibt es auf Sakurajima nicht nur einen aktiven Vulkan, sondern wohl auch eines der schönsten Onsen von Japan. Furusato Onsen liegt gleich am Meer. Frauen und Männer in Yukatas gehüllt erholen sich gemeinsam in diesem heissen Freiluftbad. Dad Bad beinhaltet zudem noch eine buddhistische Grotte.

 

24. Juli 2012

 

Es ist 12 Uhr,

als ich mit der Fähre von Kagoshima nach Sakurajima übersetze.

 

Es ist 13 Uhr,

als ich das Visitor Center des Sakurajima Vulkans besichtige.

 

Es ist 15:30 Uhr,

als ich mit dem Bus das Furusato Onsen aufsuche und das schöne Bad geniesse.

 

Es ist 17 Uhr,

als ich das Bad verlasse und mit dem Bus zum Hafen zurückfahre.

 

Es ist 17:30 Uhr,

als ich mit der Fähre wieder nach Kagoshima fahre.

 

Es ist 17:45 Uhr,

als ich wieder in Kagoshima ankomme und ich mich zu Fuss in der Stadt noch ein wenig umsehe.

 

Es ist 18:15 Uhr,

als mich der Hunger übermannt. Lange, lange suche ich nach einem geeigneten Restaurant.

 

Es ist 19 Uhr,

als ich endlich ein Okonomyaki (Japanische Pizza) Restaurant finde. Ich geniesse das Essen in vollen Zügen.

 

Es ist 20.15 Uhr,

als ich das Trämli Richtung Hauptbahnhof nehme. Es fällt mir auf, dass das Geländer an der Haltestelle irgendwie „sandig“ ist.

 

Es ist 20:30 Uhr,

als ich am Hauptbahnhof, in der Nähe meines Hotels, ankomme. Ich bemerkte, dass es auch hier überall sehr „sandig“ ist. Auf der Strasse, auf dem Trottoir, auf der Treppe, auf dem Postbriefkasten, einfach überall. Mir dämmert es, ich glaube es ist nicht „Sand“, sondern es könnte Asche vom Vulkan von Sakurjima sein. Ich frage die Polizisten, die gerade in meiner Nähe sind, ob es Asche von Sakurajima ist, sie bejahen. Und wieder, obwohl ich vor Ort bin, verpasse ich das Naturspektakel. Später treffe ich neue Japanische Freunde. Sie nennen diesen Aschenregen – black rain.

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